Freitag, November 12, 2004

Ökotouristen erschrecken brütende Pinguine

Neue Studie über die Antarktis belegt: "Ökotouristen" versetzen brütende Pinguine in Angst und Schrecken

Eine stark steigende Zahl von TouristInnen reist jährlich in die Antarktis, um die Tierwelt aus nächster Nähe zu beobachten. Doch die Begegnung zwischen Tier und Mensch lässt den Puls der brütenden Pinguine doppelt so stark in die Höhe schnellen als das Herannahen ihrer natürlichen Feinde, zeigt eine neue Untersuchung der australischen Universität von Melbourne. Trotz dieser Forschungsergebnisse seien die Reiseveranstalter nicht bereit, einen grösseren Abstand als die üblichen fünf Meter zu den Pinguin-Kolonien zu halten, sagt die Forscherin Dr. Melissa Giese. Denn die Fotos in den Reiseprospekten weckten bei den TouristInnen die Erwartung, dass auch sie ganz nah an die Tiere heran können.

Der Tourismus in die Antarktis hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Mit 14'000 Schiffreisenden lag die Zahl der TouristInnen in der soeben zu Ende gegangenen Sommersaison rund 40 Prozent über jener des Vorjahrs. Fast alle Reisen führen in den Norden der antarktischen Halbinsel und zu den umliegenden Inseln. Dort konzentrieren sie sich auf jene kleinen Gebiete, die den Seehunden und den Vogelkolonien zur Verfügung stehen. Da die Hauptsaison des Tourismus zudem mit der Hauptbrutzeit der Pinguine zusammenfällt, werden die üblicherweise besuchten Kolonien vermutlich mehr als 100 Mal pro Saison gestört, erklärt Giese. Jedes Mal, wenn sich ein Mensch bis auf fünf Meter einem brütenden Pinguin nähert, beschleunigen sich dessen Herzschläge um 52 Prozent. Überfliegt ein Helikopter in der empfohlenen Höhe von 1000 Metern die Kolonie, dann reagieren die Pinguine dramatisch, laufen herum und verbrauchen jene Energie, die sie im Grunde benötigen, um in der extremen Umwelt zu überleben.

Die australische Regierung hat nun kürzlich den Mindestabstand zwischen Mensch und Tier auf zehn Meter verdoppelt und die vorgeschriebene Überflughöhe für Helikopter vergrössert, allerdings nur für ihre eigenen Expeditionsreisen. Die kommerziellen Reiseanbieter zeigen Widerstand, die Fünf-Meter-Regel zu ändern, stellt Giese fest. Die Fotos in den Reiseprospekten zeigten Menschen in unmittelbarer Nähe der Tiere. Dies wecke hohe Erwartungen bei den TeilnehmerInnen solcher "Öko"-Reisen.

Die Reiseanbieter haben in den 90er Jahren Massnahmen zur Selbstregulierung im Rahmen der "International Association of Antarctic Tour Operators" (IAATO) ergriffen. Doch diese Selbstregulierung funktioniere nicht mehr, unter anderem weil die IAATO lediglich kleinere Schiffe mit weniger als 400 Passagieren zu ihren Mitgliedern zählt, sagt ein Diplomat des "Antarctic Treaty System" (ATS) gegenüber dem Internet-Nachrichtendienst "The Antarctican". Es sei angesichts der Trends im Tourismus durchaus denkbar, dass die negativen Auswirkungen des Tourismus wieder ein Traktandum innerhalb des ATS werden. Neue Rahmenbedingungen könnten sich längerfristig aufgrund des Flughafens ergeben, den die australische Regierung bis Ende 2001 für ihre Forschungsreisenden in der Antarktis bauen will. Der Vorschlag stösst in Australien auf grosses öffentliches Interesse - nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Erwartung, dass in nicht so ferner Zukunft die TouristInnen den vereisten Kontinent nicht nur überfliegen, sondern auch auf ihm landen können.

Quellen:

Environmental News Service vom 3.2.2000
http:// ens.lycos.com/feb2000/2000L-02-03-01.html
The Antarctican vom 5.1.2000, 28.11.1999 und 1.11.1999
http://www.antarctican.com

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

It has also been noticed in the Polar Bears in Churchill, Canada that tourism places unnatural pressure on, in this case, bears. The bears are waiting for the ice to form so they can get to their hunting grounds, but the tourists want to see the bears up close so they have "tundra buggies" to carry the tourists near the bears. The bears are thus forced to expend their energy on tourists. The same problem in the artic at the top of the world and in the antarctic at the bottom - tourists - they ruin everything.

Dot K
Flushing, NY, USA